Seit etwa 1950 gelang es immer mehr, den Zustand und die Funktionen der Psyche durch Medikamente zu beeinflussen. Die Psychopharmakologie wurde zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Psychiatrie. Akute Psychosen waren bis dahin nur mit rigorosen Maßnahmen in den Griff zu kriegen – verbunden mit einem doppelten nicht endenden Horror für die betroffenen Patienten – einerseits durch das explodierende psychotische Erleben und andererseits durch die unfreiwilligen massiven Maßnahmen, die eher paranoid interpetiert wurden. Auch chronische Depressionen, die der Psychotherapie nicht zugänglich waren, konnten nun behandelt werden. Auch wenn darüber die Psychotherapie oft vergessen wurde, war es für die Patienten im psychiatrischen Krankenhaus ein Segen. Heute wird verantwortungsvoll entschieden, ob allein Psychotherapie angewandt wird (fast alle Angststörungen und leichte Depressionen), oder ob Psychopharmakotherapie Methode erster Wahl ist (Schizophrenie und Manie) bzw. ob beides parallel eingesetzt wird (mittelschwere und schwere Depressionen).